Buch bestellen? Hier klicken!


Arbeiter stießen im Jahre 1936 beim Bau einer Eisenbahnlinie in der Nähe von Baghdad (Khujut Rabu, einst Teil des mächtigen Partherreiches im Iran, etwa 250 v. Chr. bis 250 n. Chr.) auf einen komischen antiken Krug. Es handelt sich hierbei angeblich um eine antike Batterie, die heute als Partherbatterie bekannt ist.

Es wurde angenommen, dass die Baghdad-Batterie etwa 2000 Jahre alt ist (aus der Parthischen Periode, etwa 250 v. Chr. bis 250 n. Chr.). Dies stimmt schon mal nicht. Wilhelm König glaubte, dass die Batterie in die Partherzeit hergestellt wurde, obwohl es keine guten Beweise dafür gab. Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, dass sie in die spätere Sasanidenzeit (224 - 651 n. Chr.) datiert werden muss, da das Keramikgefäß dem sasanidischen Keramikstil entspricht. Nunja, immerhin doch ziemlich alt.

sasanidenkrug
Sasanidenkrug. Bild: The Met, New York

Es besteht aus einem Tongefäß mit einem Stopfen aus Asphalt. Durch den Asphalt ragt ein Eisenstab, der von einem Kupferzylinder umgeben ist. Wenn das Gefäß mit Essig - oder einer anderen elektrolytischen Lösung - gefüllt wird, erzeugt es eine Spannung von etwa 1,1 Volt.

Nachbildung des mysteriösen Kruges
Eine Kopie des mysteriösen Kruges

Im Jahre 1938 beschrieb der deutsche Archäologe Wilhelm König das Gefäß erstmals und wies darauf hin, dass es einer elektrischen Batterie ähnelte. Der amerikanische Wissenschaftler Willard F. M. Gray baute das Gerät später nach und bestätigte seine elektrochemischen Fähigkeiten, wenn es mit einem Elektrolyten wie Traubensaft gefüllt war.

Denielle Downes und Ava Meyerhoff bauten die Batterie nach. Sie formten einen Krug aus Ton. Sie beschichteten die Innenfläche mit Schellack, um sie wasserdicht zu machen. Mit einer Bandsäge schnitten sie das Gefäss in zwei Hälften, um das Innenleben zu zeigen. Sie klebten die Teile mit Epoxidharz wieder zusammen und füllten den Krug mit Essig et voilà, der Krug erzeugte 1,1 Volt.

Das Innenleben der Nachbildung des Kruges
Das Innenleben der Nachbildung

Die Nachbildung von Downes und Meyerhof bei der Arbeit
Der Krug bei der Arbeit

Über die wahre Funktion dieser Gefäße streiten sich die Gelehrten noch immer. Während einige für ihre Verwendung als Batterien plädieren, sind andere skeptisch, was Fragen nach ihrer Herkunft und ihrem Verwendungszweck aufwirft. Wenn es sich jedoch um Batterien handelte, wer hat sie hergestellt und wofür wurden sie verwendet?

Leider gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen über die genaue Funktion des Gefäßes, da die Araber bei der Invasion iranischer Gebiete im 7. Jahrhundert n. Chr. iranische Literaturquellen und Bibliotheken zerstört haben.

Die angeblich beste Vermutung sei, dass es sich um eine Art Batterie handelte. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Batterien (wenn das ihre richtige Funktion ist) zum Galvanisieren von Gegenständen verwendet wurden, z. B. zum Aufbringen einer Schicht eines Metalls (Gold) auf die Oberfläche eines anderen Metalls (Silber), eine Methode, die im Iran noch heute praktiziert wird. Diese Theorie wurde übrigens widerlegt, die Gold- oder Silberschichten wurden mit Quecksilder aufgebrannt. Wenn es sich bei diesen Gefäßen tatsächlich um Batterien im modernen Sinne handelt, dann könnte die Erfindung der modernen Batterie durch Graf Alessandro Volta 1.600 Jahre oder mehr zurückliegen. Wow.

Die Entdeckung lässt bei gewissen Personen (hauptsächlich aus New Age Kreisen) Zweifel an den gängigen Theorien aufkommen, denn sie deutet darauf hin, dass die Idee für eine Batterie möglicherweise schon lange vor der Erfindung Alessandro Voltas existierte. Ob da wohl eine weit fortgeschrittene alte Kultur dahintersteckt? Aus Atlantis? Oder gar Aliens?

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Baghdad-Batterie, selbst wenn die ganze Batterie-Hypothese wahr wäre, nur eine extrem primitive galvanische Zelle wäre. Das bedeutet, dass, wenn sie aus irgendeinem Grund aus einer extrem alten prähistorischen Zivilisation stammen sollte, sie nicht beweisen würde, dass diese Zivilisation über ein modernes technisches Niveau verfügte, sondern stattdessen nur zeigen würde, dass diese Zivilisation nur ein rudimentäres Verständnis von Elektrizität hatte.

Der wahre Zweck der Baghdad-Batterie

Dieser ganze Unsinn über die Baghdad-Batterie, die angeblich ein Beweis für eine prähistorische Zivilisation mit modernem Technologiestand sein soll, ist eigentlich irrelevant, denn die Batterie ist in Wirklichkeit gar keine Batterie. Das wissen wir, weil sie eine große Ähnlichkeit mit Gegenständen hat, die 1930 von einem Archäologenteam der Universität Michigan in Seleukia, nicht weit von Baghdad, gefunden wurden und einen erkennbaren Zweck hatten.

Die in Seleukia gefundenen Gegenstände sehen fast genauso aus wie die Baghdad-Batterie, aber wir wissen, dass sie tatsächlich zur Aufbewahrung von Papyrusrollen verwendet wurden, da sie bei ihrer Ausgrabung alle Reste von Papyrusrollen enthielten. Die Schriftrollenhalter aus Seleukia bestehen aus einem Metallstab, um den die Schriftrolle gewickelt werden konnte, und einem Rohr in einem Keramiktopf, in den die Schriftrolle zum Schutz hineingeschoben werden konnte.

Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei der Baghdad-Batterie also nur um einen Schriftrollenbehälter. Die Schriftrolle sollte um den Eisenstab gewickelt, in das Kupferrohr geschoben und dann in den Keramikbehälter geschoben werden, der dann versiegelt werden konnte, um die Schriftrolle im Inneren zu schützen. Klick Die säurehaltigen Rückstände auf der Innenseite des Behälters stammen höchstwahrscheinlich vom Papyrus oder Pergament der Schriftrolle, die der Topf einst enthielt, da sowohl Papyrus als auch Pergament leicht säurehaltig sind.

Mit der Zeit zersetzte sich die Schriftrolle und hinterließ die säurehaltigen Rückstände. Der Behälter wurde irgendwann von jemandem gefunden und gelangte irgendwie in die Hände von Wilhelm König, der das Objekt nicht als Schriftrollenbehälter erkannte und spekulierte, dass es sich vielleicht um eine alte Batterie handelte. So entstand die ganze Legende der Baghdad-Batterie.

sasanidenkrug
Eine Sasaniden-Krug mit Papyrus-Rollen

Die Baghdad-Batterie wird gestohlen

Das vermeintliche Geheimnis der Baghdad-Batterie wird noch dadurch verstärkt, dass niemand weiß, wo sie sich jetzt befindet. Leider wurde das irakische Museum während der Invasion der Vereinigten Staaten in den Irak im April 2003 völlig geplündert. Zwischen 14.000 und 15.000 antike Artefakte aus der Sammlung des Museums - etwa die Hälfte der gesamten Sammlung des Museums - wurden gestohlen, darunter auch die ursprüngliche Baghdad-Batterie.

Nach jahrelanger Suche wurden schließlich etwa 7.000 Artefakte wiedergefunden und dem Irak-Museum zurückgegeben. Die Baghdad-Batterie gehörte jedoch nicht zu diesen Objekten. Die Batterie wurde mit ziemlicher Sicherheit auf dem Schwarzmarkt verkauft. Bis heute hat niemand auch nur den leisesten Hinweis darauf, wo sie sein könnte.

Womöglich wird die Baghdad-Batterie in einigen Jahrzehnten in einem Auktionshaus auftauchen und für mehrere Millionen Dollar an einen amerikanischen Milliardär verkauft. Genau das ist nämlich auch mit dem Archimedes-Palimpsest passiert, das um 1920 während des griechisch-türkischen Krieges aus dem Metochion in Istanbul gestohlen wurde. Es tauchte Jahrzehnte später wieder auf, als es 1998 im Auktionshaus Christie's an einen anonymen, wohlhabenden Amerikaner verkauft wurde, bei dem es sich vermutlich um Jeff Bezos, den Gründer und CEO von Amazon, handelt.

Schlussfolgerung

Die schockierende Wahrheit über die mysteriöse Baghdad-Batterie ist, dass es sich nur um ein gewöhnliches Gefäß handelt, das zur Aufbewahrung heiliger Schriftrollen verwendet wurde. Es handelt sich nicht um ein Überbleibsel einer verlorenen prähistorischen Zivilisation, deren technologisches Niveau mit dem unseren vergleichbar ist.

Das eigentliche Rätsel der Baghdad-Batterie besteht nicht darin, wofür sie verwendet wurde, sondern wo sie sich heute befindet. Hoffentlich wird sie bald gefunden und an das Irak-Museum zurückgegeben, wo sie rechtmäßig hingehört. Wenn nicht, wird es wahrscheinlich irgendwann die Villa eines Milliardärs schmücken.

Und mit Elektrotherapie hat der Krug schon gar nichts zu tun.