Patienteninformation TENS

Der nachfolgende Text ist als zusätzliche Information für Patienten gedacht und ersetzt nicht die Information in der Gebrauchsanleitung des TENS-Gerätes und/oder die Information vom Therapeuten/in oder Arzt/Ärztin. Es soll diese lediglich ergänzen. Das Merkblatt darf für nicht-kommerzielle Zwecke ohne Erlaubnis, aber bitte mit Quellenangabe, heruntergeladen und kostenlos an Patienten abgeben werden. Bei kommerzieller Verwendung bestehe ich auf eine Benachrichtigung.

Ich gehe davon aus, dass Patienten die dieses Merkblatt erhalten, gründlich aufgeklärt wurden, und dass man die Wirksamkeit der TENS-Behandlung bei diesen Patienten festgestellt hat.

Es ist absolut falsch und fahrlässig einem Patienten ein Gerät abzugeben ohne in der Praxis oder in der Klinik eine Probebehandlung von mindestens 4 bis 6 TENS-Sitzungen durchgeführt zu haben.

Die Tipps wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestelt. Ich übernehme keine Verantwortung bezüglich der Richtigkeit der Indikationsstellung bei der Abgabe eines TENS-Gerätes.


Liebe Patientin, lieber Patient.

Falls Sie im Kaufhaus oder im Versand ein TENS-Gerät erstanden haben, und nun damit herumexperimentieren, erwarten Sie von der Behandlung keine Wunder. Die Wirksamkeit der TENS ist von vielen Faktoren abhängig. Eine Fachperson muß abklären, welche Art von TENS für Ihr spezielles Problem am effektivsten ist, und welche Einstellungen dazu am Gerät vorgenommen werden müssen.

Die Information in der Gebrauchsanleitung ist diesbezüglich ungenügend, und der Verkäufer im Kaufhaus ist auch nicht gerade die geeignete Person. Nehmen Sie lieber Kontakt mit einem entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten auf, der sich mit der TENS-Behandlung auskennt. Es wird sich lohnen.

Halten Sie Sich in jedem Fall an die Gebrauchsanleitung Ihres Gerätes und and die Anweisungen Ihres Therapeuten.

Wenn Sie zufrieden sind mit der Schmerzlinderung die Sie mit Ihrem TENS-Gerät erhalten, machen Sie bestimmt alles richtig. Ändern Sie die Einstellungen am Gerät nicht, machen Sie weiter wie bisher.

Gehen wir mal davon aus, dass Sie neue Batterien verwenden, dass die Elektroden immer noch gut leiten und dass Ihr Schmerzproblem sich in der Zwischenzeit nicht verschlimmert hat. Dies sind nämlich die häufigsten Gründe dafür, dass eine anfänglich erfolgreiche TENS-Behandlung irgendwann weniger Erfolg hat.

Falls Sie trotzdem nicht zufrieden sind mit der Wirkung der TENS, machen Sie möglicherweise etwas nicht richtig. Mit den nachfolgenden Tipps sollten Sie mehr Erfolg haben.

Lesen Sie aber trotzdem die Gebrauchsanleitung sorgfälltig durch, diese enthält häufig die technische Information die Sie benötigen.

Die meisten TENS-Benutzer verspüren bei der Anwendung von TENS fast immer praktisch sofort eine Schmerzlinderung wenn sie sich an die Gebrauchsanleitung halten.

Führen Sie die Behandlung aus wie vorgeschrieben und haben Sie trotzdem keinen Erfolg? Dann versuchen Sie die nachfolgenden Tipps, einen nach dem anderen, die Reihenfolge ist beliebig.

  • Hohe Frequenzen (die Hz-Zahl am Gerät) sollten sich anfühlen als sehr starkes Kribbeln, Ameisenlaufen, Einschlafen, Drucken oder Klemmen und zwar idealerweise in dem Gebiet in dem Sie Ihre Schmerzen haben. Das Gefühl muss aber schon noch erträglich sein. Gehen wir mal davon aus, dass Sie bei der TENS-Anwendung dieses starke Kribbeln spüren. Während der Behandlung (also nicht den Strom runterdrehen!) verändern Sie am TENS-Gerät die Dauer des Impulses (die sog. Impulsdauer, Impulsbreite oder Phasendauer). Wahrscheinlich steht hier beim Knopf ein µ-Zeichen. Das bedeutet mikro und steht hier für millionstel Sekunde. Vielleicht haben Sie keinen Knopf für diese Einstellung. Dann findet sich häufig im Batteriefach eine kleine Schraube die dem gleichen Zweck dient. Drehen Sie nun den Knopf (oder die Schraube) so, dass die Impulsdauer länger wird. Wenn Sie zum Beispiel mit 60 µs angefangen haben, drehen Sie langsam hoch bis 80-100 µs oder noch höher. Falls Sie nun das Gefühl bekommen, dass sich das Kribbeln von vorher ausbreitet, also dass das Gebiet in dem es kribbelt größer wird, dann ist das sehr gut! Ebenso gut ist es, wenn Sie das Gefühl bekommen, als ob das Stromgefühl mehr in die Tiefe geht. Lassen Sie nun diese Einstellungen und führen Sie die Behandlung durch. Notieren Sie sich die Einstellungen. Wenn sich das Kribbeln nicht ausbreitet, oder wenn das Gefühl nicht in die Tiefe geht, gehen Sie mit der Pulsdauer wieder zurück auf die erste Einstellung (in diesem Beispiel 60 µs). Wenn während der Behandlung das Stromgefühl abnimmt, drehen Sie die Intensität hoch bis das Stromgefühl wieder so ist wie vorher.
  • Niedrige Frequenzen (um 2 bis 4 Hz, also 2 Impulse pro Sekunde) sollten Sie deutlich wahrnehmen, und zwar als Pulsieren oder Zucken. Je nach Intensität tritt ein mehr oder weniger starkes Zucken der Muskulatur auf. Dies ist Grundsätzlich erwünscht! Die Behandlung muss mindestens 25 bis 30 Minuten, aber besser noch bis 40-45 Minuten dauern, damit die Produktion der körpereigenen morphinartigen Substanzen (die sog. Endorphine) angeregt wird. Falls Sie während dieser langen TENS-Behandlung durch das Zucken Schmerzen bekommen, ist die Einstellung womöglich für Sie in diesem Moment zu hoch. Brechen Sie diese Behandlung ab und warten Sie, bis die Schmerzen wieder abgeklungen sind. Das kann am gleichen Tag sein, oder auch erst am nächsten. Wählen Sie bei der nächsten Behandlung eine kürzere Impulsdauer damit die Muskel-Zuckungen weniger stark sind. Wenn trotzdem wieder Schmerzen auftreten, lösen Sie bei der nächsten Behandlung nur ganz feine Zuckungen aus, indem Sie die Intensität weniger hoch einstellen. Bleibt die Reaktion gleich, dann ist diese TENS-Form wahrscheinlich für den Moment zu intensiv für Sie. Wenn Sie mögen, versuchen Sie es noch ein-zwei Mal mit der letzten, sehr feinen Einstellung. Bitte bedenken Sie, dass es bei so intensiven TENS-Behandlungen sehr häufig am Anfang zu einer, meistens eher leichten, Verschlimmerung kommen kann. Brechen Sie die Behandlung deshalb nicht sofort ab und verlieren Sie schon gar nicht den Mut! Sprechen Sie mit Ihrem Therpeuten.
  • Achten Sie darauf, dass die Elektroden immer gut und mit gleichmäßigem Druck befestigt sind. Nehmen Sie statt Gel mal ein nasses Papiertuch unter die Elektroden.
  • Versuchen Sie die Elektroden an einem anderen Ort zu platzieren. Das sollten Sie aber bei speziellen Behandlungen, wie bei einer Kaada-Stimulation, nicht machen. Hier sind die Platzierungen genau vorgegeben und sollten nicht geändert werden.
  • Wenn Sie TENS gegen Rückenschmerzen einsetzen, platzieren Sie eine Elektrode (bei monophasische- TENS die Kathode) genau auf die schmerzhafte Stelle und die zweite Elektrode gegenüber auf die andere Seite der Wirbelsäule, gleich weit von der Wirbelsäule entfernt wie die erste Elektrode. Oder platzieren Sie die Elektroden mal beidseits der Wirbelsäule, etwa 2 bis 3 cm auseinander, in Höhe der Schmerzen.
  • Probieren Sie während der Behandlung unterschiedliche Pulsfrequenzen aus. Zum Beispiel 10 Minuten eine hohe Frequenz und anschliessend 10 Minuten eine niedrige Frequenz. Haben Sie keine Angst herum zu experimentieren! Probieren Sie jede neue Einstellung 2 bis 4 Tage aus bevor Sie die Einstellung eventuell wieder ändern.
  • Bewegen Sie während der TENS-Behandlung den schmerzhaften Körperteil vorsichtig.
  • Manche Patienten haben mehr Erfolg mit der Behandlung wenn sie nach der TENS-Anwendung die Behandelte Stelle während 10 Minuten etwas kühlen. Nehmen Sie einen Eiswürfel und reiben Sie die schmerzhafte Stelle leicht damit ein.
  • Bedenken Sie, dass es länger dauern kann, bis Sie auf die Behandlung ansprechen, wenn die Schmerzen bereits lange bestehen.
  • Starker Kaffee- oder Tee-Konsum kann die Wirkung der TENS herabsetzen. Halbieren Sie Ihre Ration.
  • Manchmal braucht es 2 bis 3 Behandlungen pro Tag über mehrere Tage bis eine Schmerzlinderung auftritt, also brechen Sie die Behandlung nicht bereits nach einigen wenigen Versuche ab. Ziehen Sie die Therapie mindestens 2 Wochen konsequent durch, es sei denn, die Schmerzen verschlimmern sich! In diesem Fall nehmen Sie bitte unbedingt Kontakt mit Ihrem Therapeuten auf.
  • Nehmen Sie unbedingt wie gewohnt Ihre Schmerzmedikamente ein. Wenn Sie während der TENS-Behandlung die Medikamente absetzen und die Schmerzen nehmen zu können Sie nicht wissen, was die Ursache der Verschlimmerung ist : TENS oder weniger Schmerzmittel.

    Viel Erfolg!